Das Gänsespiel von Herzberg am Harz
Einführung
Die 2. überarbeitete, leicht modifizierte Auflage des Bunkerspiels. So wurde dieses gezeichnete Gänsespiel genannt. Sie wurde von Carsten Thöne[1] geschaffen, einem niederländischen Studenten, der in Deutschland arbeiten musste. Im November 1943 kam er zur Arbeit in eine Munitionsfabrik in Herzberg am Harz. Um die Abende mit seinen Mitstudenten zu verbringen, zeichnete er diese Version des Gänsespiels. Sie gibt einen interessanten Einblick in die Arbeitswelt in einer Munitionsfabrik in Mitteldeutschland. Wir werden einige der Zeichnungen und ihre Hintergründe näher beleuchten.

Bunker





Der Mann mit dem Einmannbunker im Vorgarten konnte uns sagen, dass es früher ein Hotel Hannover am Marktplatz gab. Heute ist es ein Rauchercafé, dessen Keller während des Krieges als Luftschutzbunker eingerichtet wurde. Also gingen wir - ohne Gasmaske und unter Lebensgefahr - in das Rauchercafé, doch so sehr wir auch insistierten, der Betreiber war überzeugt, dass es keinen Keller unter den Räumlichkeiten gab.
Später hatten wir einen Termin mit dem Historischen Verein von Herzberg. Dort erklärte man uns, dass das Hotel Hannover nicht an dieser Stelle stand, sondern etwas weiter westlich, an der Ecke zur Reckengasse. Unter diesem Gebäude befand sich ein Keller, der während des Krieges als Luftschutzkeller genutzt wurde.


Gesundheit

Liebenau war ein Arbeitserziehungslager, ein Straflager für Zwangsarbeiter, die sich nicht an die Regeln hielten. Es bedeutete dort nicht den sofortigen Tod, aber es war sicher nicht angenehm. Von den Studenten in der Munitionsfabrik ist nicht bekannt, dass einer von ihnen in ein Arbeitserziehungslager geschickt wurde. Carsten Thöne zum Beispiel wurde in ein Gefängnis gebracht. Harry Span arbeitete in der Pleissner-Fabrik in Herzberg am Harz. Er unternahm einen Fluchtversuch und wurde gefasst, er landete zwar in einem Arbeitserziehungslager. Allerdings nicht in Liebenau, sondern in Hallendorf.[3]
Zyanose, oder Blausucht, hat die Eigenschaft, die Haut blau-purpur zu färben. Man bekam sie in der Munitionsfabrik durch den Kontakt mit den Chemikalien. Jan Brölmann schrieb darüber, wenn man versetzt wurde, um gesund zu werden: “Die meisten der Gießerei und Erstarrung sind blau und arbeiten anderswo in gesünderen Abteilungen.”[4] Fons Crijns war einer der Studenten, die krank wurden, er bekam rote Haare, gelbes Augenweiß und blaue Lippen und Nägel.[5]
Das Werk

Diese Version des Gänsespiels funktionierte auch mit einem Topf, den man manchmal bezahlen musste. Wie viel genau, ist unklar, aber wenn man auf Feld 55 landete, wurde der “Lohn” aus dem Topf bezahlt. Das Interessante an der Nummer 17 ist, dass sie auch die Typ der Minen angibt, die hergestellt wurden, nämlich die T.Mi.42 oder Tellermine 42. Dies war eine deutsche Panzerabwehrmine mit 5,5 Kilogramm Sprengstoff[6].
Die Nummern 11 und 34 zeigen Fliegerbomben, die mit Rollwagen auf dem Werksgelände transportiert wurden. Nummer 27 zeigt eine Ladebühne mit Brückenkran, auf der die hergestellte Munition in einen bereitstehenden Güterwagen verladen wird.
In der Stückerei wurden 250 kg Fliegerbomben mit Nitrat versorgt, dann im Heizkanal (Klimakanal) erhitzt und anschließend in der Gießerei (Giesserei) weiter gefüllt.[7]

Epilog
Carsten Thöne nahm am Ende des Krieges sein Gänsespiel oder Bunkerspiel mit nach Hause. Zusammen mit Jacob du Buy[8] verließ Carsten am 25. April 1945[4] das befreite Herzberg, um zu Fuß nach Hause zu gehen. Carstens Elternhaus befand sich in der Rijperweg 13 in Bloemendaal[9], das von Jacob in der Vrijburglaan 29 in Overveen[10], etwas mehr als einen Kilometer Fußweg entfernt. Sie kamen am 5. Mai an der niederländischen Grenze an und wurden am nächsten Tag im Auffanglager Glanerbrug registriert,[11] wohin sie überstellt wurden.
Im Februar 1990 suchte Carsten seinen Studienkollegen Jacob wieder auf. Vermutlich hatten sie in all den Jahren Kontakt gehalten. Beide waren zu diesem Zeitpunkt 69 Jahre alt. Carsten schenkte Jacob das Gänsespiel, der es aufbewahrte. Nach seinem Tod wurde Jacobs Archiv an das Widerstandsmuseum in Amsterdam übergeben, wo das Gänsespiel noch immer aufbewahrt wird.
Carsten starb 2015 im Alter von 95 Jahren, Jacob im Jahr 2001 im Alter von 80 Jahren.

References
Notes
- 1Carsten Wilhelm Thöne (Almelo, 17-04-1920 - Middelburg, 01-10-2015).
- 2Historiek.net, konsultiert am 23-04-2025.
- 3TracesOfWar.nl, konsultiert am 23-04-2025.
- 4TracesOfWar.nl, konsultiert am 23-04-2025.
- 5Bootsma, P., Pierre Lardinois, Seite 49.
- 6NMM.nl, konsultiert am 23-04-2025.
- 7Matwijow, K., Herzberg am Harz - Spurensuche 1933 - 1945, Seite 95.
- 8Jacob du Buy (Batavia, Niederländisch-Ostindien, 09-10-1920 - Zwolle, 17-01-2001).
- 9Arolsen Archives, 10000524, DocID: 76005278.
Familie Thöne. - 10Arolsen Archives, 10000524, DocID: 76005445.
- 11Sammlung des Widerstandsmuseums Amsterdam, 18038 Archief van Jacob du Buy.
Book references
- Arolsen Archives.
- Sammlung des Widerstandsmuseums Amsterdam, 18038 Archief van Jacob du Buy.
- Historiek.net.
- NMM.nl.
- TracesOfWar.nl - Harry Span, dwangarbeider in Herzberg.
- TracesOfWar.nl - Jan Brölmann, dwangarbeider in Herzberg.
Mit freundlicher Genehmigung von:
- Familie Thöne.
- Familie Brölmann.
- Familie Crijns.
- Familie Span.
- Eric van den Bungelaar.
- Lisa de Haas.
- Herma de Vries.
- Bernd Voos.
- Orell Witthuhn.
- Widerstandsmuseum Amsterdam.